Für all jene, die tiefer in das Thema der Schwertlilienzucht eintauchen wollen, seien hier noch ein paar weitergehende Informationen gegeben.
Zur Anzucht aus Samen
Hat man erst einmal damit begonnen, verschiedene Schwertlilien miteinander zu kreuzen, wächst schnell die Ungeduld, die daraus neu entstehenden Irishybriden in voller Blüte sehen zu
können. Je nach Boden, Standort und Entfaltungsmöglichkeiten kann es vom Zeitpunkt der Kreuzung bis zum Zeitpunkt der ersten Blüte 3-4 Jahre, bei anderen Schwertlilien wie zum Beispiel den
Spurias sogar 5-6 Jahre, dauern.
Es gibt jedoch noch andere Möglichkeiten als die Aussat im Beet.
Wie der Name schon sagt, geht es bei der Samenanschneidemethode darum, die Keimung durch einen gezielten Schnitt am Samen auszulösen.
Dies bringt folgende Vorteile mit sich:
1. - Die Samen können das ganze Jahr hindurch zum keimen gebracht werden.
2. - Der Vorgang der Keimung kann durchgängig beobachtet werden.
3. - Ein Überliegen der Samen(wie es bei Schwertlilien häufiger der Fall ist) wird vermieden.
4. - Haben die Sämlinge eine bestimmte Größe erreicht, können sie auf Beeten direkt in genügendem Abstand gepflanzt werden, um Wurzelkonkurrenz zu vermeiden und somit ein schnelleres Wachstum zu garantieren.
I. Saat vorbereiten
Bei der Vorbereitung der Saat ist hohe Aufmerksamkeit geboten. Hier gilt es, sauber und sorgfältig zu arbeiten. Wenn man täglich kontrolliert, wie die Samen aussehen, kann jedoch nichts schief gehen.
1. Saat in Becher kippen
Geben Sie je nur Saat einer Kreuzung in Gefäße, um ein Durcheinanderkommen zu verhindern. Die Saat sollte zuvor unbedingt getrocknet worden sein. Dies erhöht die Ausbeute und verringert das Schimmelrisiko.
2. Beschriften des Bechers
Wie beim Kreuzen ist es auch beim Anschneiden der Samen wichtig, nie den Überblick zu verlieren. Schreiben Sie daher zumindest den Code der Kreuzung auf den jeweiligen Becher.
3. Anfertigen eines Etikettes
Wenn man den Stift schon einmal in der Hand hat, kann man gleich ein Etikett schreiben und es mit in den Becher legen. Dieses wird später benötigt, wenn man die Samen in den Vermiculit einsetzt.
4. Becher mit Wasser füllen
Nun kann der Becher mit Wasser gefüllt werden.
Damit beginnt der Quellzeitraum, der ca. 4-5 Tage betragen sollte.
Zu Beginn schwimmen noch einige Samenkörner an der Oberfläche. Das bedeutet nicht, dass diese Samenkörner schlecht sind. Im Laufe der Zeit werden sie auch absinken.
5. Wasserwechsel
Wasser und Saat sind bekanntlich ein heikles Duo. Es passiert schnell, dass Samen im Wasser beginnen zu schimmeln. Um dem entgegenzuwirken, wechselt man täglich das Wasser. Außerdem werden durch den Wasserwechsel keimhemmende Enzyme ausgewaschen.
6. Wasser abkippen
Nehmen Sie zum Abkippen der Saat am besten ein altes Teesieb zur Hilfe. Denken Sie jedoch daran, es regelmäßig zu desinfizieren, um Weitergabe von Schimmel zu vermeiden.
7. Sammeln der Becher
An dieser Stelle zeigt sich warum die Beschriftung wichtig ist. Wer viel Saat verarbeitet ohne ausreichend zu beschriften, verliert schnell den Überblick.
II. Treibhaus vorbereiten
Wenn die Saat 4-5 Tage gequollen ist, wird es Zeit das Treibhaus vorzubereiten. Wer sich erst einmal an einer kleineren Menge Saat versuchen möchte, kann umgedrehte Weckgläser als Treibhäuschen nutzen.
8. Desinfizieren
Wer eine große Menge Saat hat, sollte ein Treibhaus verwenden und dieses vor der Nutzung mit einem Hygienespray von Keimen und Sporen befreien. Nimmt man Weckgläser, kann man diese mit dem Vermiculit zusammen im Backofen entkeimen.
9. Vermiculit einfüllen
Nun wird die Unterschale des Treibhauses mit Vermiculit gefüllt. Vermiculit kann in jedem größeren Zoogeschäft als Reptilienbrutsubstrat gekauft werden.
10. Wasser aufgießen
Man kippt vorsichtig Wasser in die Unterschale. Der Vermiculit sollte an allen Stellen feucht sein, jedoch sollten sich keine Pfützen bilden.
Wenn das Treibhaus mit Vermiculit befüllt und gewässert ist, wird es bis zum Einsetzen der Samen verschlossen.
III. Anschneiden
Das Anschneiden der Samen ist eine recht filigrane Arbeit. Zuerst muss das Hilum gefunden werden. Dieses Hilum, auch Nabel genannt, ist die Stelle, an der der Samen mit der Saatkapsel verbunden war. Unter diesem Punkt liegt der Embryo, welcher durch das Anschneiden "befreit" werden soll. Das Hilum ist meist als heller Punkt oder kleine Spitze zu erkennen. Hilfreich wäre es, vor dem Anschneiden wertvoller Saat, an weniger bedeutender Saat zu üben und diese sogar längs durchzuschneiden, um eine Vorstellung für die Lage des Embryos und die sonstigen Bestandteile des Samenkorns zu bekommen.
Bestandteile eines Irissamenkorns
11. Samen anschneiden
Hat man das Hilum (Nabel) gefunden, schneidet man an dieser Stelle solange dünne Scheiben von dem Samenkorn ab, bis der Embryo als kleiner weißer Punkt innerhalb des gräulichen Endosperms (Nährgewebe) zu sehen ist.
Ein fertig angeschnittenes Samenkorn sieht so aus. In der Mitte ist der weiße Embryo zu sehen. Er ist vom gräulichen Endosperm (Nährgewebe) und dieses wiederum von der braunen Testa (Samenschale) umgeben.
12. Sammeln
Am besten ist es, die Samen einer Kreuzung in einem Rutsch anzuschneiden und dann in Gesamtheit in das Vermiculit zu betten. Man sammelt also alle angeschnittenen Samen einer Kreuzung auf einem trockenen Stück Küchenpapier.
13. Samen einsetzen
Nun werden die Samen in Reihen in den Vermiculit gebettet. Achten Sie darauf, dass die Samen sich untereinander nicht berühren und die Schnittstellen sauber bleiben. Nachdem Sie alle Samen angeschnitten haben, schließen Sie das Treibhaus!
14. Kältebehandlung (Stratifikation)
Schwertliliensamen unterliegen einer sogenannten Dormanz. Dies bedeutet, dass sie solange in einer Keimruhe verbleiben bis eine bestimmte Situation eintritt. Im Beet ist es winterliche Kälte, beim Anschneiden sollte es eine Lagerung im Kühlschrank sein. Stellen Sie das Treibhaus also nach dem Anschneiden 4-5 Wochen bei ca. 4°C in einen Kühlschrank.
Schauen Sie täglich nach, ob Samen schimmeln und sortieren Sie diese aus, um ein Übergreifen auf andere Samen zu verhindern. Nachdem die angeschnittenen Samen 4-5 Wochen im Kühlschrank gestanden haben, werden sie wieder herausgenommen und nun bei Zimmertemperatur an einen hellen Platz gestellt(zusätzliche Belichtung oder Beheizung sind nicht nötig).
Fast alle Samenkörner werden schon nach wenigen Tagen beginnen, das sogenannte Meristem zu bilden. Dies sieht aus als würden sie den den Embryo aus dem Endosperm "schieben". Durch die Ausdifferenzierung der Meristemzellen bilden sich darauffolgend erste Wurzeln und Blätter.
Wenn die Sämlinge größer als 2cm sind, können sie pikiert werden.
Bereits einen Monat nach der Kältebehandlung(Stratifikation) sind einigen Samen schon Pflänzchen von beachtlicher Größe entwachsen.
15. Pikieren
Wenn die Sämlinge eine Größe von mindestens 2cm errreicht haben, können sie dem Vermiculit entnommen und bis zur Freilandpflanzung in Töpfe gepflanzt werden.
Noch im selben Jahr erreichen die Pflanzen eine beachtliche Größe - einige werden schon im kommenden Jahr blühen.